In diesem Artikel möchten wir dir einen Einblick hinter den Kulissen und in den Berufsalltag eines Mediengestalters geben. Du findest auf unserer Seite viele Informationen über die Ausbildung mit Tätigkeitsprofil und seinen Anforderungen. Natürlich gibt es einige negative Aspekte die ebenfalls zum Job dazu gehören und über die wir dich hier aufklären wollen.
Bevor du dich nun für eine Mediengestalter Ausbildung ist es natürlich wichtig zu wissen, wie die Berufsaussichten in der Medienwelt aussehen. Sehr hilfreich kann es dabei sein Efahrungen von Menschen zu hören, die diesen Beruf bereits ausüben.
Stefanie N. von www.online-zeichenkurs.de ist Mediengestalterin seit 2008 mit dem Schwerpunkt Mediendesign (non-print) und möchte euch mit diesem Erfahrungsbericht einen tieferen Einblick geben, was euch in diesem Job erwarten kann.
Die Schattenseiten des Mediengestalterberufes – Erfahrungsbericht
„Was mit Medien machen… oder mit Werbung!“ das wollen viele Jugendliche. Klingt ja auch cool. Doch, dass hinter dem vermeintlich prestigeträchtigen Beruf des Mediengestalters auch eine dunkle Seite steht, das sehen viele nicht.
In diesem Artikel möchte ich über den Werdegang und Berufsalltag des Mediengestalters, wie ich ihn erlebt habe, aufklären.
Dass ich nicht die Einzige bin, die solche Erlebnisse mit gemacht hat, bestätigen mir immer wieder verschiedene Mitarbeiter der Agentur für Arbeit sowie andere kreativ Schaffende aus der gleichen Branche, mit denen ich bereits zusammen arbeiten konnte.
Vorkenntnisse
Bevor Ihr überhaupt einen Gedanken daran verschwendet, in der Richtung tätig sein zu wollen, solltet Ihr mindestens gewisse Vorkenntnisse haben, die Euch nicht nur den Einstieg in den Beruf erleichtern, sondern bereits von vielen Praktikanten voraus gesetzt werden (Ausnahmen bestätigen die Regel 😉 ).
Photoshop – Ihr solltet das Programm nicht nur kennen, sondern auch schon damit gearbeitet haben. Umgang mit dem Bildbearbeitungsprogramm von Adobe gehören zur absoluten Grundvoraussetzung eines jeden Mediengestalters.
Dreamweaver & Webdesign –Auch dieses Programm sollte Euch nicht unbekannt sein und idealerweise solltet Ihr in der Lage sein Webseiten zu coden mittels HTML und CSS.
InDesign & Illustrator – Wenn Ihr auch diese Programme drauf habt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg. Spätestens während der Ausbildung werdet Ihr mit diesen Programmen konfrontiert.
Kreativität und künstlerisches Talent sind essentiell für diesen Beruf.
Kenntnisse über das Medienrecht und das Urheberrecht im Besonderen sind zwingend notwendig um in diesem Berufszweig Fuß fassen zu können.
Praktika
Viele Arbeitgeber wollen erst einmal, dass man ein Praktikum macht. Man könnte zwar denken, dass das Interesse vordergründig beim Anlernen und Kennenlernen des Praktikanten liegt. Da aber sehr viele Arbeitgeber Vorkenntnisse erwarten und sie Praktikanten häufig an Kundenaufträge setzen, kann man eher davon ausgehen, dass hier eine billige Arbeitskraft genutzt werden soll.
Ich habe selbst schon einige Betriebe erlebt, welche sich fast ausschließlich Praktikanten beschäftigen – Gespräche mit Kollegen bestätigen, dass dieser Umstand nicht selten der Fall ist und viele verschiedene Betriebe betrifft. Ein Betrieb hatte sogar sage und schreibe 8 Praktikanten (bei 3 Festangestellten und 2 Azubis) aus verschiedenen Branchen für sich arbeiten lassen und versprach jedem nach Ende des Jahrespraktikums einen Ausbildungsplatz (was nicht in einem einzigen Fall zutraf).Abgesehen davon, dass die Praktikanten entgeltlos arbeiteten, sicherte sich dieser Chef sogar die finanzielle Unterstützung der Ämter.
Auch ich (als Ausgelernte) wurde finanziell gefördert, ansonsten hätte ich diese Stelle erst gar nicht bekommen. Unbezahlte Praktika sind also die Realität und alles andere als selten.
Die Ausbildung
Es gibt gewisse Voraussetzungen um diesen Beruf erlernen zu können. Man sollte mindestens über die Mittlere Reife, besser noch Abitur oder bereits eine andere Ausbildung im kreativen Bereich verfügen, damit Arbeitgeber einen überhaupt nehmen und man dem anspruchsvollen Stoff in der Berufsschule folgen kann.
Wie eingangs erwähnt, sind Vorkenntnisse und Praktika der übliche Werdegang hin zur Ausbildung.
Berufsanfänger
Nicht alle haben das Glück nach der Ausbildung auch tatsächlich übernommen zu werden. Umso ärgerlicher, wenn man dann mangels Berufserfahrung nirgendwo anders eingestellt wird.
Aus diesem Grunde gewährte mir die Agentur für Arbeit eine Förderung für den Arbeitgeber, welcher mich einstellte. Letztendlich geriet ich an einen Arbeitgeber, welcher mich nur wegen der Förderung genommen hat. Das Einstiegsgehalt war dann mit 1300 € brutto (also VOR Abzügen) dann alles andere als fürstlich.
Auch später kam ich über ein Bruttogehalt von 2000€ nie hinaus. Andere kreativ Arbeitende, die ich kennen gelernt habe, kratzten nicht einmal an dieser Marke.
Hohe Arbeitslosigkeit
Seit meinem Ausbildungsabschluss 2008 habe ich meine Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit direkt nach der Ausbildung und im weiteren Verlauf meiner beruflichen Karriere ebenfalls schon zweimal machen müssen.
Jedes Mal sagte mir der jeweils zuständige Sachbearbeiter der Agentur, dass es vielen Mediengestaltern so ginge – zuletzt im November 2013.
Auch meine Erfahrungen während der Bewerbungsphasen sahen niederschmetternd aus. Trotz Optimierung meines schriftlichen Lebenslaufes und guter Qualifikationen sowie vielseitiger beruflicher Kenntnisse und Erfahrungen, ist es alles andere als einfach überhaupt auch nur ein Vorstellungsgespräch zu bekommen.
Die allermeisten Arbeitgeber reagieren in keinster Weise auf eine Bewerbung – weder mit Rückfragen noch mit Absagen. Da baut sich natürlich hoher Frust und Selbstzweifel auf, zumal es auch nicht Stellenangebote in Hülle und Fülle gibt.
Fazit
Die Arbeit macht mir Spaß, keine Frage. Ich gehe in ihr kreativ auf und habe seit meinem aller ersten Praktikum in diesem Bereich eine Menge gelernt und nicht zuletzt mir aber auch selbst beibringen müssen (anders geht es nicht). Dennoch ist der Konkurrenzdruck hoch. Unbezahlte Praktikanten und Studenten, Auszubildende und nicht zu Letzt die zahllosen arbeitslosen Mediengestalter drängen auf einen viel zu kleinen Stellenmarkt.
Hat man das Glück eine der wenigen Stellen zu ergattern, welche dann auch noch ausreichend bezahlt wird, so muss man sich immer mehr mit befristeten Arbeitsverträgen oder gar Zeitarbeit rum schlagen.
Was mir nun schon zweimal passiert ist, ist dass man sehr schnell weg rationalisiert wird. Ist die Auftragslage schlecht, mangelt das Geld, wird an erster Stelle der Mediengestalter/ Werbegestalter eines Betriebes gestrichen. Auch wenn dies von den Betrieben sicherlich kurzsichtig gedacht ist, doch für Werbung will in schlechten Zeiten kaum einer Geld ausgeben und ein (fest) angestellter Mediengestalter stellt hier nun mal einen besonders hohen Kostenpunkt dar.
Auch die Gestalter in den Werbeagenturen haben es schwer, so sind sie ebenfalls einem hohen Konkurrenzdruck und Arbeitsbelastung ausgesetzt. Unbezahlte Überstunden, Termindruck oder eingeschränkte kreative Freiheiten drücken, zusätzlich zur drohender Arbeitslosigkeit, die Freude an diesem Beruf. Aus diesem Grunde wollte ich junge Menschen warnen, welche mit dem Gedanken spielen Mediengestalter, Gestaltungstechnischer Assistent oder auch Kommunikationsdesigner zu werden, dass es auch Schattenseiten gibt, welche nicht nur die berufliche- sondern auch die familiäre Zukunft erschweren können.
Anmerkung zum Erfahrungsbericht
Dieser Erfahrungsbericht spiegelt die Meinung von Stefanie wieder. Auch wir können zustimmen, dass es in diesem Job nicht immer nur Sommertage gibt.
Ein sehr wertvoller Tipp aus diesem Bericht ist wohl, dass sich jeder angehende Mediengestalter schon so früh wie möglich mit Programmen wie Photoshop, InDesign oder HTML und CSS beschäftigen sollte. Schussendlich sind es genau diese Hard Skills auf denen es später im Job und Arbeitsmarkt ankommt.
Aber keine Sorge, wenn ihr diesem Job Leidenschaft und Überzeugung ausüben wollt, dann sind dies nur ein paar weitere Herausforderungen die darauf warten von euch besiegt zu werden!